Strategien gegen Gewerbeleerstand in Wien – Vortrag und Diskussion

Inhaltsangabe

Strategien gegen Gewerbeleerstand in Wien – Vortrag und Diskussion

In vielen europäischen Städten stellt der Gewerbeleerstand eine wachsende Herausforderung dar, und Wien bildet in diesem Kontext keine Ausnahme. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und sich ändernder Konsum- sowie Arbeitsmodelle werden leerstehende Gewerbeflächen zu einem dringenden Problem. Ein Vortrag mit anschließender Diskussion in Wien widmete sich am 24. Oktober 2023 genau diesem Thema und suchte nach praktikablen Lösungen, um den Leerstand in der Donaumetropole entgegenzuwirken.

Der Hintergrund des Gewerbeleerstands in Wien

Die Wiener Innenstadt und umliegende Stadtbezirke sehen sich in den letzten Jahren zunehmend mit leeren Ladenfronten und ungenutzten Büroflächen konfrontiert. Gründe dafür gibt es viele: Der Onlinehandel hat den stationären Handel stark unter Druck gesetzt, pandemiebedingte Änderungen in Arbeitsstrukturen haben den Bedarf nach Büroräumen drastisch verkleinert, und steigende Mietpreise erschweren es Kleinbetrieben und Start-ups, sich Gewerbeflächen zu sichern.

Besonders betroffen sind Gebiete, die früher durch lebendige Einkaufsstraßen geprägt waren. Hier treten oft Dominoeffekte auf: Strukturen zerfallen, während die Attraktivität der Umgebung für Unternehmer und Kunden abnimmt. Dadurch entstehen langfristig soziale und wirtschaftliche Nachteile für die gesamte Stadt.

Ansatzpunkte für neue Lösungen

Die vom Architekturmagazin Baunetz angekündigte Veranstaltung bot eine Plattform, um diese Problematik anzusprechen und konstruktive Ideen zu sammeln. Der Fokus lag auf kreativen und nachhaltigen Strategien zur Revitalisierung leerstehender Flächen. Architekten, Urbanisten, Stadtplaner sowie andere Experten und Vertreter aus kommunaler Politik und Wirtschaft diskutierten gemeinsam darüber, wie der Gewerbeleerstand minimiert werden kann.

Grundlagen bildeten dabei innovative Konzepte, die bereits in anderen Städten erfolgreich umgesetzt wurden, wie temporäre Zwischennutzungen, flexible Mietmodelle sowie hybride Raumkonzepte, die Arbeits- und Lebensräume vereinen. Die Einbindung der Öffentlichkeit und von lokalen Akteuren wurde ebenfalls als wichtiges Element identifiziert, um maßgeschneiderte Lösungen für die spezifischen Herausforderungen Wiens zu entwickeln.

Diskussion: Flexible Raummodelle und Zwischennutzungen

Ein zentrales Thema der Diskussion lag auf der flexiblen Nutzung von leerstehenden Gewerbeflächen. Dabei wurden temporäre Zwischennutzungen hervorgehoben, bei denen leerstehende Immobilien als Pop-up-Stores, Co-Working-Spaces oder sogar für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden können, bevor eine langfristige Nutzung etabliert ist.

Für viele kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups, die sich langfristige Mietverträge nicht leisten können, könnten solche Modelle eine Lösung bieten. Gleichzeitig wäre eine dynamischere und flexiblere Nutzung von Gewerbeflächen ein großer Gewinn für das Stadtbild. Es wurde zudem darauf hingewiesen, dass Zwischennutzungen nicht nur Leerstand vermeiden können, sondern die Attraktivität von Vierteln steigern und so langfristige Investitionen anregen.

Erfolgsbeispiele aus dem Ausland

Wie effektiv diese Ansätze sein können, zeigten Beispiele aus Städten wie Amsterdam und Berlin, wo ähnliche Programme bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Ein Referent präsentierte zudem ein Modell aus Kopenhagen, bei dem eine Kooperation zwischen Stadtverwaltung, Immobilienbesitzern und lokalen Kreativinitiativen zu einer deutlichen Reduktion des Gewerbeleerstands führte.

Rolle der Politik und Verwaltung

Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche drehte sich um die Rolle der Politik und kommunalen Verwaltung. Hier wurde gefordert, dass Städte wie Wien regulatorische Rahmenbedingungen schaffen müssen, um die Entwicklung innovativer Nutzungskonzepte zu fördern. Steuerliche Erleichterungen, transparente Mietvergabeverfahren und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Immobilienbesitzern und Betreibern könnten Schlüsselmechanismen sein, um den Gewerbeleerstand aktiv anzugehen.

Auch die Förderung von Unternehmern wurde von den anwesenden Experten als ein wichtiger Baustein genannt. Besonders Start-ups, Sozialunternehmen und Kreativschaffende könnten durch gezielte Subventionen und Zugang zu erschwinglichen Gewerbeflächen eine tragende Rolle in der Revitalisierung problematischer Viertel spielen.

Die Bedeutung der Bürgerbeteiligung

Im Rahmen der Diskussion kam mehrfach zur Sprache, wie essenziell es ist, die Bürger in Planungsprozesse einzubeziehen. Die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung können helfen, leerstehende Flächen so zu gestalten, dass sie nachhaltig genutzt und langfristig akzeptiert werden. Initiativen wie Bürgerforen, digitale Plattformen oder quartiersbezogene Workshops könnten dabei helfen, das Potenzial ungenutzter Immobilien auszuloten.

Ausblick und Fazit

Die Veranstaltung in Wien machte eines sehr deutlich: Der Gewerbeleerstand ist kein isoliertes Problem, sondern ein Symptom größerer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Trends. Die Lösungen erfordern ein Zusammenspiel aus Kreativität, Innovation sowie politischem Willen.

Neben kurzfristigen Maßnahmen wie Zwischennutzungen und flexiblen Raummodellen braucht es langfristige Strategien, die auf Nachhaltigkeit und Inklusion setzen. Städte wie Wien haben die Möglichkeit, durch gezielte Interventionen nicht nur den Leerstand zu reduzieren, sondern auch neue Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen.

Es bleibt also spannend, ob und wie die diskutierten Strategien in Wien umgesetzt werden. Eines steht jedoch fest: Indem Stadtverwaltung, Unternehmen und Bürger gemeinsam an der Problemlösung arbeiten, können lebendige, attraktive und zukunftsfähige Stadtquartiere geschaffen werden. Wien hat hierbei die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen und anderen Städten ein Vorbild zu sein.

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