Polio-Erreger entdeckt: RKI ruft zur Auffrischungsimpfung auf

Inhaltsangabe

Polio-Erreger entdeckt: RKI ruft zur Auffrischungsimpfung auf

Der Nachweis von Poliovirus-Erregern in Abwasserproben hat sowohl nationale als auch internationale Gesundheitsexperten alarmiert. Das Robert Koch-Institut (RKI) mahnt nun zur Wachsamkeit und ruft die Bevölkerung dringend dazu auf, den eigenen Impfstatus zu prüfen und gegebenenfalls Auffrischungsimpfungen vorzunehmen. Was steckt hinter diesem Appell, wie gefährlich ist Polio tatsächlich, und warum ist jetzt schnelles Handeln gefragt?

Polio: Eine Krankheit, die eigentlich als besiegt galt

Polio, auch Kinderlähmung genannt, gilt dank weltweiter Impfkampagnen als nahezu ausgerottet. Tatsächlich ist die Zahl der Erkrankungen seit Einführung der Schluckimpfung in den 1950er-Jahren dramatisch zurückgegangen. In Deutschland wurden seit 1990 keine einheimischen Polio-Fälle mehr gemeldet. Allerdings besteht weiterhin die Gefahr, dass das Virus durch Reiserückkehrer eingeschleppt wird.

Die jüngste Entdeckung von Polioviren in Abwässern zeigt, dass der Erreger trotz aller Fortschritte nicht vollständig verschwunden ist. Dies ist auch eine Folge davon, dass die Impfbereitschaft in einigen Teilen der Bevölkerung nachgelassen hat. „Polio darf nicht unterschätzt werden“, warnt ein Sprecher des RKI. „Die Krankheit kann bei ungeimpften Personen zu schwerwiegenden Komplikationen führen.“

Was bedeutet der Nachweis im Abwasser?

Die Identifizierung von Polio-Erregern im Abwasser dient Gesundheitsbehörden weltweit als Frühwarnsystem. Polioviren werden vor allem über den Stuhl infizierter Personen ausgeschieden, auch wenn diese selbst oft keine Symptome zeigen. Gelangen die Erreger ins Abwassersystem, kann dies darauf hinweisen, dass das Virus in der Bevölkerung zirkuliert – möglicherweise unbemerkt.

Experten betonen, dass der Abwassernachweis nicht bedeutet, dass es unmittelbar zu einem Polio-Ausbruch kommen muss. Trotzdem ist Vorsicht geboten, insbesondere in Regionen mit niedriger Impfquote. Es ist entscheidend, schnell zu reagieren, um die Verbreitung des Virus zu stoppen.

Wie sicher ist Deutschland?

In Deutschland liegt die Polio-Durchimpfungsrate zwar nach wie vor auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Allerdings gibt es auch hier besorgniserregende Entwicklungen. Laut aktuellen Schätzungen des RKI sind bei Kindern im Alter von zwei Jahren rund 10 Prozent nicht vollständig geimpft. Hinzu kommt, dass viele Erwachsene den Status ihrer Auffrischungsimpfungen vernachlässigen.

Die aktuelle Abwassersituation soll daher als Weckruf dienen. „Ein einziger Fall von Polio kann zu einer schwerwiegenden Krise führen, wenn die Immunität in der Bevölkerung nicht ausreicht“, unterstreicht das Institut.

Warum ist die Polio-Impfung so wichtig?

Die Polio-Impfung ist bislang die einzige wirksame Methode, um sich vor einer potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung zu schützen. Das Virus greift das zentrale Nervensystem an und kann zu bleibenden Lähmungen oder im schlimmsten Fall zum Tod führen. Besonders gefährdet sind jüngere Kinder sowie ungeimpfte Erwachsene.

Es gibt zwei Arten der Polio-Impfung: die orale Lebendimpfung (Schluckimpfung) und die Inaktivierte Poliovirus-Impfung (IPV). Seit den 1990er-Jahren wird in Deutschland ausschließlich die IPV verwendet, da sie sicherer ist und keine Risiken für eine Impf-assoziierte Polio birgt. Beide Impfstoffe bieten jedoch einen hohen Schutz vor der Erkrankung. Laut RKI empfiehlt sich eine Grundimmunisierung im frühen Kindesalter sowie eine Auffrischung für Erwachsene, insbesondere vor Auslandsreisen in Risikogebiete.

Wie überprüft man den eigenen Impfstatus?

Den Impfstatus zu kontrollieren, sollte der erste Schritt sein. Wer sich unsicher ist, ob und wann die letzte Polio-Impfung durchgeführt wurde, sollte seinen Impfpass prüfen oder den Hausarzt kontaktieren. Erwachsene, die ihre Grundimmunisierung erhalten haben, benötigen in der Regel alle zehn Jahre eine Auffrischung. Das RKI betont, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig zu informieren und den persönlichen Schutz gegebenenfalls zu aktualisieren.

Welche Rolle spielt die globale Vernetzung?

Die zunehmende Globalisierung hat erhebliche Auswirkungen auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Auch Polio ist davon nicht ausgenommen. Reisende können das Virus unbeabsichtigt in zuvor poliofreie Länder einschleppen. Länder wie Pakistan und Afghanistan gelten weiterhin als Endemiezonen für das Virus, und selbst in westlichen Ländern wie den USA oder Großbritannien wurden in den letzten Jahren vereinzelte Ausbrüche registriert.

Die internationale Vernetzung macht klar: Kein Land ist immun gegen die Wiederkehr von Polio. Umso wichtiger ist es, dass jedes Land seinen Beitrag zur Eindämmung leistet, angefangen bei ausreichenden Impfkampagnen.

Die Verantwortung für den Gemeinschaftsschutz

Impfungen schützen nicht nur die geimpfte Person, sondern auch die Gemeinschaft. Diese sogenannte Herdenimmunität ist besonders wichtig für jene, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, etwa Neugeborene oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Je höher die Durchimpfungsrate, desto besser ist diese kollektive Schutzfunktion.

Fazit: Jetzt den Impfstatus prüfen

Die Entdeckung von Polio-Erregern im Abwasser unterstreicht die Dringlichkeit, das Thema Impfprävention wieder verstärkt in den Fokus zu rücken. Zwar besteht in Deutschland aktuell keine akute Gefahr, doch auch hierzulande könnte die Situation schnell eskalieren, wenn der Impfstatus in der Bevölkerung nicht ausreicht.

Das Robert Koch-Institut appelliert daher an alle Bürgerinnen und Bürger: Überprüfen Sie Ihren Impfstatus und holen Sie gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung nach. Denn nur durch konsequente Impfmaßnahmen kann verhindert werden, dass Polio wieder zu einer Bedrohung wird – für Deutschland und die Welt.

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